Der Standort von DF0MU/DP7D befindet sich im Locatorfeld JO32PC auf dem Schöppinger Berg. Der Schöppinger Berg ist ein Ausläufer der Baumberge im westlichen Münsterland. Für unsere Verhältnisse ist der Schöppinger Berg ein hoher Hügelrücken mit einer Höhe von ca. 155 m über dem Meeresspiegel; damit überragt er die Umgebung um ca. 100m. Auf dem unbewaldeten Hügelrücken gibt es neben dem Standort von DF0MU noch einen 74 m hohen Mobilfunkturm mit Aussichtsplattform und einen 137 m hohen Fernmeldeturm. Auch gehören ungefähr 30 Windkraftanlagen zu den direkten Nachbarn.
Seit dem Jahre 2004 wird auf dem Gelände Amateurfunk gemacht; anfangs in Nutzung als Antennenmessgelände der FH Münster Abtl. Steinfurt. Durch diese Funktion längst nicht ausgelastet entwickelten sich nach und nach, nicht zuletzt wegen der guten Funklage, mit Genehmigung der Fachhochschule Contestaktivitäten auf dem Gelände. Gemeinsam wurde nach und nach die schon im Verfall befindliche Infrastruktur wieder hergestellt. Strom, (Regen)Wasserversorgung sowie die Anbindung an das Internet musste reaktiviert oder neu aufgebaut werden. Nachdem die Fachhochschule im Jahr 2013 das Antennemessgelände nicht mehr weiter betreiben wollte, gründeten einige Contester die Contest Gruppe Schöppinger Berg e.V. und übernahmen das Gelände.
Nach dem Krieg wurde im Jahr 1963 auf dem Schöppinger Berg der Funkleitstand einer NATO NIKE-Raketenstation eingerichtet.
Dieser Funkleitstand wurde vom amerikanischen und niederländischen Militär betreut. Die NIKE-Feuerleitstation gehörte zu einem im „Kalten Krieg“ aufgebauten Verteidigungsgürtel, der hauptsächlich der Luftverteidigung diente. Die zugehörigen Abschussbereiche der NIKE-Raketen waren um Umkreis verstreut. Die Station war aber auch für Bodenangriffe in bis zu 180 km Entfernung ausgelegt. Hierzu konnten die Raketen auch mit atomaren Sprengköpfen ausgestattet werden. Die damals eingesetzten NIKE-Raketen mussten während des kompletten Fluges überwacht und gesteuert werden. Für genau diese Aufgaben wurde der Feuerleitbereich auf diesem Gelände genutzt.
Im Jahre 1987 wurde der Funkleitstand dann vom Militär verlassen. Aus dieser Zeit stammen auch die Bilder auf dieser Seite, die uns von Gerard Verheul, einem ehemals auf unserem Gelände stationierten niederländischen Soldaten zugeschickt wurden.
Auch schon während des Zweiten Weltkriegs wurde der Schöppinger Berg funktechnisch genutzt. Er war Standort einer Stellung der Funkmeßbeobachtung (FuMB) der deutschen Luftwaffe. Die dort betriebenen Anlagen waren Teil eines umfangreichen Funkortungs- und -störsystems , dessen Standorte in Nord-Süd-Ausrichtung vom Münsterland bis in die Eifel und zur Wasserkuppe reichten und sich gegen das „Oboe“ genannte britische Funk-Fernführungsverfahren für Anflüge von Bombern auf Ziele der Industriemetropolen des Ruhrgebiets richteten.
Ab Ende 1942 verwendete die Royal Airforce ein hochpräzises Funk-Fernführungsverfahren mit der Bezeichnung „Oboe“, dass es ermöglichte, mit entsprechenden Geräten ausgerüstete in 10.000 Metern Höhe fliegende Mosquito Bomber bis auf 100m genau an das Zielgebiet heranzuführen. Mosquito Bomber diensten auch als Pfadfinder und markierten das Zielgebiet für die nachfolgenden Bomberverbände durch optische Signalbomben, sogenannten „Tannenbäumen“.
Das Grundprinzip von „Oboe“ basierte auf zwei miteinander gekoppelten Stationen in Großbritannien mit den Decknamen „Katze“ und „Maus“ in der Nähe von Dover und Cromer sowie einem Transponder an Bord des Mosquito Bombers. „Katze“ und „Maus“ waren zudem an eine hochgenaue Zeitbasis angebunden. Jede der Stationen konnte die Rolle von „Katze“ oder „Maus“ übernehmen. Man stelle sich um diese Stationen gezogene konzentrische Kreise in unterschiedlichen Entfernungen vor, die durch Zielgebiete im Ruhrgebiet verlaufen. Z. B. durch Krefeld (Route 1), Duisburg (Route 2), Essen (Route 3) und Bochum (Route 4). Der Mosquito Bomber flog von Norden oder Süden kommend auf einem der Kreise (Route 1 bis 4) um eine der Stationen das Ziel an. Dabei wurden von beiden Stationen um Millisekunden zeitversetzt kontinuierlich Impulse ausgesendet, die vom Transponder an Bord des Mosquito beantwortet wurden. Aus den Laufzeitunterschieden der auf ca. 240 MHz abgestrahlten Antwort-Impulse des Bord-Transponders konnte die exakte Position des Mosquito bestimmt werden.
Ein zusätzlich vom Sender „Maus“ ausgesendeter konstanter Ton, ähnlich dem einer „Oboe“ (daher stammt auch der Name des Verfahrens), signalisierte dem Piloten, dass er auf Kurs war. Eine Reihe von Punkten bzw. Strichen in Morsecode signalisierte ihm, dass er zu nah oder zu weit von der Ziel-Kreislinie entfernt anflog. Die Buchstaben A bis D in Morsecode informierten ihn über die verbleibende Flugzeit bis zum Ziel. Wenn der Mousquito das Zielgebiet erreichte, wurde dies durch 3 Punkte gefolgt von einem Strich – dem Buchstaben V – signalisiert. Wegen des bogenförmigen Anflugs wurde das Verfahren auf deutscher Seite nach dessen Entdeckung „Bumerang“ genannt.
Interessanterweise waren auf britischer Seite bei der Entwicklung des „Oboe“ Funk-Fernnavigationsverfahrens Funkamateure beteiligt und es war auf deutscher Seite eine bei der Funkmeßbeobachtung tätige Gruppe von Funkamateuren, denen die Aufklärung des „Oboe“ Verfahrens im Laufe des Jahres 1943 gelang.
Mangels geeigneter Geräte kombinierten diese Funkamateure den vorhandenen „Naxos“ Empfänger für den 9cm Bereich mit dem im Durchmesser 3m großen Spiegel eines „Würzburg A“ aktiven Ortungsgerätes und schufen damit ein hochempfindliches Empfangsgerät, das die Signale des H2S Bodensichtgerätes des Mosquito empfing, sobald Sichtverbindung hergestellt war. Ein verbessertes Gerät wurde „Naxburg“ genannt. Die ersten eingerichteten „Naxburg“ Stellungen waren Schöppingen und Isenbügel bei Kettwig (unmittelbar in der Nachbarschaft von Heiligenhaus und Velbert, woher auch einige der bei DF0MU aktiven Funkamateure stammen). Insgesamt Sieben dieser „Naxburg“ Stellungen und ein aktives „Freya“ Ortungsgerät in Duisburg-Huckingen wurden rund um das Ruhrgebiet positioniert.
Nachdem in Elten und Isenbügel zusätzliche Empfänger vom Typ „Domeyer“ eingerichtet worden waren, die auch die eigentlichen Fernführungssignale der Stationen „Katze“ und „Maus“ auf ca. 240 MHz empfangen konnten, wurde „Oboe“ vollständig enttarnt und die deutsche Funkmeßbeobachtung war in der Lage, das Zielgebiet der Mosquito Bomber 8-10 Minuten vor Erreichen zu bestimmen und Luftalarm auszulösen. Später wurden zum Stören des „Oboe“ Verfahrens 12 Anti-Bumerang Störsender des Typs“ Karl“ entlang der Flugrouten errichtet. Zu dieser Zeit ging der Spruch um:“ Ein Tommy flog auf Bumerang, links hörte er kurz, rechts hörte er lang, bis dass ein ABG (Anti-Bumerang-Gerät) ihn störte und er ïnen alten Scheißdreck hörte“. Um den Störungen zu entgehen wurde mit der Weiterentwicklung des „Oboe“ Verfahrens (Oboe MK.III) die genutzte Frequenz für die Fernführung in den Bereich 9cm verlagert und das Katz und Maus Spiel begann von vorne.
Weitere Informationen und Bilder auf der Website http://www.gyges.dk.